Bitte nicht warten

Wie oft sind euch in eurem Leben schon Dinge um die Ohren geflogen?

Vielleicht ein Job, der nie richtig Spaß gemacht hat, bei dem die Kollegen oder die Chefin relativ furchtbar waren… und der irgendwann mit einem großen Knall endete, bei dem eine Kündigung zur einzigen Option wurde. Oder die Beziehung, die vor sich hin dümpelte, irgendwie uninspiriert und mit zunehmender Streiterei… bis die große Auseinandersetzung kam, die nur noch in einer Trennung enden konnte. Eventuell habt ihr auch schon mal erlebt, dass euer Körper die Rückmeldung gab, dass es ihm gerade reicht, er müde und erschöpft ist… und die fehlende Rücksichtnahme darauf bescherte irgendwann einen Arztbesuch, bei dem klar wurde, dass jetzt gar kein Weg mehr daran vorbeiführt, sich endlich auszuruhen.

Das Verrückte an diesen großen Knalls ist, dass man rückblickend, wenn man ehrlich ist, oft das Gefühl hat, dass der Knall vorhersehbar war.

Der Job, den ich irgendwann nur noch von jetzt auf sofort hinschmeißen wollte, bescherte mir schon Wochen vorher Bauch- oder Kopfschmerzen und beeinträchtigte mein komplettes Wohlbefinden. Freunden fiel auf, dass es mir nicht gut ging, und Dinge, die ich in meiner Freizeit liebend gerne tat, waren mir plötzlich zu viel.  

Die Beziehung, die in einem so fulminanten Schluss endete, dass ich danach gefühlt erstmal drei Wochen auf Kur hätte gehen müssen, war bereits Monate vor ihrem Ende eine Belastung, die mich schlecht schlafen ließ. Jeder, der mich gut kannte, fragte, wieso das Strahlen aus meinen Augen verschwunden war und ich so bedrückt wirkte.

Und die Gesundheitskrise, mag sie so aussehen, dass der Schnupfen den ganzen Winter über nicht mehr weggehen will, oder dass Erschöpfung irgendwann chronisch wird, war wahrscheinlich im Spiegel vorher schon zu sehen, in den Knochen zu spüren und hätte mich – wenn ich innegehalten hätte – viel früher zum Handeln veranlasst.

Das Problem ist, dass wir oft denken, wenn wir warten oder nicht so genau hinsehen, verschwinden die Probleme von allein. Meistens stimmt das aber nicht, und ist deshalb keine gute Taktik zum Lösen von Problemen. Im Gegenteil: Vieles würde gar nicht so dramatisch werden, wie es zum Schluss manchmal ist, wenn wir die Anzeichen im Vorfeld nicht ignorieren, sondern uns mit ihnen beschäftigen würden. Nicht, indem wir hektisch und kopflos darauf anspringen, und unüberlegt reagieren. Stattdessen könnten wir innehalten, uns ansehen, was vor sich geht, und zu einem Zeitpunkt, zu dem wir auch noch Ressourcen und Energien dafür haben, eine wirklich sinnvolle, vielleicht kreative Lösung finden.

Dann hätten wir schon viel früher nach einem besseren Job gesucht – oder versucht, ob es nicht eine Chance gibt, den schwierigen so zu verändern, dass wir uns mit ihm wohlfühlen können. Dann wäre die Beziehung vielleicht nicht gescheitert, wenn wir eher offen über die Probleme geredet hätten – oder sie wäre einfacher und versöhnlicher zu Ende gegangen, wenn wir uns rechtzeitig damit beschäftigt hätten, dass wir zu unterschiedlich sind. Und dann wäre es vielleicht bei einem ersten Schnupfen im Winter geblieben, wenn wir gleich überlegt hätten, was unser Körper jetzt braucht.

Es gibt Dinge, bei denen sollten wir nicht warten. Es gibt Dinge, bei denen es der größte Gefallen ist, den wir uns tun können, wenn wir gleich hinschauen und uns etwas einfallen lassen.  

Worte wirken

Ich frage mich manchmal, in welchem Umfang wir eigentlich wahrnehmen, dass unsere Worte einen Effekt haben; sowohl auf andere als auch auf uns selbst.

Ich kenne keine zufriedenen, fröhlichen Menschen, die sich die meiste Zeit des Tages beschweren. Die Bekannte, die mir immer wieder aufs Neue erzählt, dass ihre Kinder anstrengend sind und ihr Mann sie nervt, läuft auch mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck und der passenden Ausstrahlung durch die Welt. Genauso wie der Kumpel, der abendfüllend von den Macken seiner Kollegen berichtet, einen eher gequälten Eindruck macht.

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Tu die Dinge, wenn sie dran sind

Ein bisschen träge hänge ich am Sonntagnachmittag auf meiner Couch. Ich bin müde und finde, ich brauche einen halben Tag mit ganz viel Nichtstun. Da bimmelt mein Handy. Einer meiner Lieblingsmenschen fragt an, ob wir uns treffen, einen Kaffee trinken gehen, ein bisschen quatschen, eine Runde durch die Stadt drehen. Es macht immer Spaß, Zeit mit ihm zu verbringen und füllt meine Akkus auf. Aber der Plan vom Sonntag auf der Couch… Schmeiß ich ihn um oder nicht? Raff ich mich auf oder bleibe ich sitzen? Soll ich fragen, ob wir uns wann anders treffen?

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Am Flughafen

Wenn ich auf Reisen gehe, starte ich meistens am Flughafen Frankfurt. Diesem riesigen Drehkreuz in alle Richtungen der Welt. Eine Freundin von mir arbeitet dort; als sie den Job anfing, war ihr zwei Wochen lang jeden Abend schwindelig von all den Eindrücken und dem Versuch, die unzähligen Wege in ein Gesamtbild zu ordnen, an dem sie sich orientieren könnte. Auch ich schwanke jedes Mal aufs Neue zwischen Faszination und Reizüberflutung, wenn ich mit meinem Koffer durch den Flughafen unterwegs bin und nach dem richtigen Check-in-Schalter Ausschau halte.

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